Home
So sehe ich aus
Reverse Colonization
Aktuelles
Von Fluchthelfern...
Von der Leyens Luftsprünge
Sie ist doch hübsch!
Die schöne Märtyrerin Eluana Englaro
"Der Ludwig lacht" - Sterbehilfe, Abtreibung und die Macht des Narzissmus
Like it! Like it! Realitätsverleugung in der Euthanasiedebatte
Sterbehilfe? - Diagnose: Depression
Grüner Menschenhass
Das schlechte Gewissen
Ist Sarrazin besessen?
Geert Wilders und das Schuldgefühl
PID: Mutter Merkel verwirft kein Landeskind
De Maizière nimmt Angst ernst
D-Mark-Nostalgie
Gläubiger China und Europas Schuld
Europa-Urologie
Sarrazins Austreibung - alternativlos?
Polen 89', Ägypten 2011
Guttenbergs akademischer Ritterschlag
Kerkermeister Montgomery
Rezession in Griechenland (und bald in D)
Papstbesuch: Wenn der Autokrat kommt
Guttenberg, Dr. Flöter und der schöne Schein
Noch eine Dolchstoßlegende: Wulff ist mitschuld an Demenz
DER WULFF IM DORN
Bomber Harris, do it again!
"Geld muss rosten!"
Alter macht zahm: 68er gegen Zündler
Beschneidung löst Menschenopfer ab
Euthanasie im Schatten der Vergangenheit
"Moloch Israel"
"Geschändet!"
Köln und Rotherham
dann ist das nicht mein Land!
Willkommenskultur und Artenschutz in Köln
King Kong am Rhein
Migranten, Tiere und andere Natur
Brüssel wird Hanoi
Das Blut an Merkels Händen
Essays
1968ff - Romanauszüge
Lyrik
Kurzgeschichten
Zwetajewa: Lyrik
Selbsterlebtes
Interpretationen
Archetypen
Verschiedenes
Архетипы и интерпретации
Archetypes
Gästebuch
   
 


KING KONG AM RHEIN - WIE DER SELBSTHASS DES WESTLICHEN MENSCHEN FIKTION UND WIRTKLICHKEIT PRÄGT


Der Mensch des Westens hasst sich selbst, ihn quält ein tiefsitzendes Schuldgefühl gegenüber der Dritten Welt, die er kolonisiert, ausgebeutet und korrumpiert hat, wodurch er selber reich, konsumsüchtig, durch Wohlstand verweichlicht, also dekadent und verachtenswert geworden ist. Diesen Selbsthass und das masochistische Strafbedürfnis, das aus ihm fließt, verdrängt er zumeist, denn die anklagende Stimme des Gewissens, die ätzenden Selbstvorwürfe schmeicheln dem Selbstwertgefühl nicht, der weiße Mann erträgt sie nicht und verbannt sie ins Unterbewusstsein, wo sie rumoren und sich andere Wege suchen, um ihn zur Strafe zu quälen, denn Verdrängtes ist nicht weg. Nur durch solch ein unbewusstes Motiv, durch dieses verdrängte Schuldgefühl, das ihm aus dem Unterbewusstsein heraus zusetzt, lassen sich Verhaltensweisen verstehen, die sonst unerklärlich bleiben. So wurden von britischen Behörden in Rotherham jahrelang über tausend weiße englische Mädchen Banden von Einwanderern vorwiegend aus Pakistan zur sexuellen Ausbeutung überlassen. Jugendamt, Polizei und Presse vertuschten die Übergriffe mit dem Argument, man dürfe Islamfeinden keine Munition für ihre Hetze liefern. Diese Begründung ist so fadenscheinig, dass sie nur Ausrede, Rationalisierung sein kann. Das eigentliche Motiv war verdrängt und wirkte aus dem Unterbewusstsein: Es war das Schuldgefühl des dekadenten weißen Mannes gegenüber der Dritten Welt, das ihn veranlasste, Vertretern der Dritten Welt einheimische Mädchen preiszugeben, Menschenopfer, auf dem Altar der politischen Korrektheit dargebracht,  die ihm Erleichterung verschafften, denn sein aufgebrachtes Gewissen quälte ihn dadurch weniger. Dieses Schuldgefühl, das von den Einwanderern intuitiv erfasst und oft ausgenutzt wird, erzeugt in den Metropolen des Westens zwischen den Menschen der Ersten und aus der Dritten Welt ein Verhältnis, das der französische Soziologe Pascal Bruckner „Schuldvertrag“ nennt und so beschreibt:

Frankreich (oder Holland, England, Spanien) zahlt endlich seine Schulden bei Afrika ab, indem es dessen Söhne und Töchter aufnimmt. Europa schuldet Letzteren alles: Unterkunft, Gesundheitsversorgung, Erziehung, ordentliche Löhne, prompte Erledigung ihrer Anliegen und vor allem Respektierung ihrer Identität. Bevor sie noch einen Fuß auf unseren Boden gesetzt haben, sind sie Gläubiger, die ihre Schulden einfordern.                               (1)

Auch Mädchen fordern sie zur Wiedergutmachung ein, und der Westen entrichtet ihnen diesen Tribut – nicht nur in Rotherham, sondern auch in der Kölner Silvesternacht 2015/2016, als westliche Mädchen und Frauen für die jungen Männer aus der Dritten Welt Freiwild waren, weil die Kölner Polizei mit ihren schwachen Kräften vor Ort sie nicht schützen konnte und die NRW-Polizei in ihrer Düsseldorfer Zentrale sich nicht dazu durchrang, ausreichende Verstärkung zu schicken. Kölns Oberbürgermeisterin Reker zeigte fünf Tage nach den Übergriffen auf einer Pressekonferenz kein Mitgefühl mit ihren schikanierten Landeskindern, sondern stellte für sie mit Blick auf den anstehenden Karneval „Verhaltensregeln“ auf, damit sie besser davor „geschützt werden, dass ihnen solche Dinge widerfahren“. Sie sollen im Karneval „eine Armlänge“ Distanz halten und schön brav in ihrer Gruppe bleiben. Diese Verhaltensregeln kamen bei den weiblichen Jecken überhaupt nicht gut an. Victim blaming wurde ihr vorgeworfen, und zwar zu Recht. Liegt es doch an den westlichen Frauen und ihrem ausgelassenen Karnevalstreiben, wenn es zu Übergriffen kommt, und nicht an den patriarchalischen islamischen Männern! Nun könnte man Frau Reker in Schutz nehmen, indem man sagt, sie habe es gut gemeint und es nur ungeschickt formuliert, so dass der Eindruck des victim blaming fälschlich entstand. Dem ist entgegenzuhalten: Frau Reker ist eine erfahrene Politikerin, die weiß, wie Formulierungen ankommen. Zudem ist sie links und als solche äußerst feinfühlig zum Beispiel bei Genderformulierungen: Spricht jemand vom Kölner Studentenwerk, statt vom Kölner Studierendenwerk, wittert solch eine moderne linke Politikerin sofort Diskriminierung der Studentinnen. Und gibt Frau Reker als Oberbürgermeisterin der Karnevalshochburg Köln ausgerechnet dem ausgelassenen Karnevalstreiben, also einer Tradition, auf die Köln so stolz ist, die Schuld an solchen Übergriffen, so ist das nicht einfach ungeschickt, sondern verwandt mit etwas, das Freud Fehlleistung nennt. Ihre „Verhaltensmaßregeln“ haben eine unterbewusste Botschaft, einen Subtext: Nicht die islamischen Männer, sondern die westlichen Mädchen und Frauen sind schuld. Es ist das verdrängte Schuldgefühl des westlichen Menschen, das aus dem Unterbewusstsein dieser linken und für Frauenemanzipation kämpfenden Politikerin wirkte und sie zu victim blaming veranlasste. Dazu passt auch, dass Reker es noch am 5. Januar, als in Köln die Spatzen schon von den Dächern pfiffen, dass die übergriffigen Männer in der Silvesternacht „Flüchtlinge“ waren, Vermutungen in diese Richtung „absolut unzulässig“ genannt hat. Hätte die Oberbürgermeisterin davor das Gespräch mit Opfern gesucht, wozu sie ja vier Tage Zeit hatte, wäre ihr auf dieser Pressekonferenz  klar gewesen, woher die Täter kamen. Doch mit Opfern hat sie lieber nicht gesprochen, sie hätte ja Anteilnahme aufbringen müssen, Anteilnahme, die sie nicht hat. Denn um Mitgefühl glaubhaft zu zeigen, also wirklich zu empfinden und auszustrahlen, hätte sie über ihren Schatten springen müssen, über ihren Schatten aus Selbsthass, den sie auf ihre Landeskinder ausweitet; als empathische Schirmherrin ihrer Stadt hätte sie nicht überzeugt, da die Aggressoren aus der Dritten Welt kamen.
Ein typischer Politiker des deutschen Establishments, der seinen Selbsthass auf seine Landsleute ausdehnt, empfindet natürlich auch keine Wut und keine Trauer, wenn Deutsche Opfer eines Terroranschlags werden wie zum Beispiel auf dem weihnachtlichen Breitscheidplatz in Berlin. Trauerbekundungen, die nicht von Herzen kamen, wurden gleichsam abgenötigt nachgereicht, als das Volk sie einforderte. Wie anders gedachte die polnische Nation ihres ermordeten Angehörigen. Nach einem feierlichen Gottesdienst gaben ihm Fahrerkollegen  mit einem LKW-Korso das letzte Geleit zum Friedhof – spontan war das und kam aus den Herzen, denn die Polen sind noch nicht so verwestlicht und dekadent wie wir und hassen sich selbst noch nicht so sehr.
Zurück nach Köln! Hätten biodeutsche Skinhead-Horden verhüllte islamische Mädchen belästigt, wäre die Verstärkung im Nu gekommen, das Innenministerium hätte einsatzbereite SEKs  oder MEKs hingeschickt und gleich am nächsten Tag hätten Reker und Co. einen Aufstand der Anständigen ausgerufen, Mahnwachen und Lichterketten organisiert, und ihre Empörung wäre echt gewesen. Warum durften die Polizisten vor Ort festgenommene arabische Marodeure nicht provisorisch mit Handschellen an Geländer oder Laternenpfähle ketten, statt sie wieder auf die Mädchen loszulassen? Gibt es da nicht die Gefangenen-Sammelstelle in Brühl? Warum wurden Platzverweise so nicht durchgesetzt? (2). Weil das masochistische Strafbedürfnis des weißen Mannes aus dem Unterbewusstsein heraus Regie geführt und es so arrangiert hat, denn die Opfer waren Deutsche.
Der weiße Mann ist unbewusst – und oft auch bewusst – fest davon überzeugt, dass er in der Schuld der Dritten Welt steht, und hat deshalb ihren Repräsentanten, den jungen eingewanderten Männern, in der Kölner Silvesternacht 2015/16 seine Mädchen und Frauen preisgegeben. Man kann auch sagen, er hat sie als Opfer dargebracht und so den Druck seines aufgebrachten Gewissens, das ihn tief in seiner Seele quält, gelindert. Das Opfer aber, mit dem man Schuld abbüßt, ist eine religiöse Kategorie, doch trägt Merkels Flüchtlingspolitik nicht Züge eines irrationalen Flüchtlings-Kults? „Es ist unerträglich, wenn Asylbewerberheime geschändet werden!“, tönte Merkel schon im Dezember 2014, als unbewohnte für Asylanten vorgesehene Wohnhäuser in Brand gesteckt wurden. „Geschändet“ werden Kirchen, Moscheen, Friedhöfe, also Orte und Gebäude, die sakral sind, Wohnhäuser aber sind profan, oder nicht? Merkels Wortwahl ist kein Zufall, denn die Aufnahme der Asylanten gleicht einer religiösen Handlung, wozu passt, dass der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki 2016 ein Flüchtlingsboot nach Köln holen ließ und als Altar für die Fronleichsnamsmesse auf dem Roncalliplatz nutzte; in seiner Predigt erklärte er dazu: „Wer Menschen im Mittelmeer ertrinken lässt, lässt Gott ertrinken“ – in dem Boot befindet sich also Gott. Das Boot ist ein Altar, also der Schlachttisch Gottes, auf dem ihm seit uralten Zeiten blutige Opfer dargebracht wurden, Tier- oder Menschenopfer; dieser archaische Brauch lebt in der katholischen Eucharistie fort: Brot und Wein stehen für Leib und Blut Christi, der als Opfer dargebracht wird, als Lamm Gottes, um den Zorn seines Vaters über die Verdorbenheit des Menschengeschlechts zu beschwichtigen. Dass Woelki dieses katholische Menschenopfer im Namen des Flüchtlingskults ausgerechnet auf dem Roncalliplatz zelebrierte, also vor dem Dom, wo kurz vorher in der Silvesternacht 2015/16 hunderte Mädchen und Frauen von den vergöttlichten „Flüchtlingen“ heimgesucht wurden, ist nicht nur eine Taktlosigkeit, die den Opfern ins Gesicht schlägt, es hat auch einen unterschwelligen Symbolgehalt: Die schikanierten Mädchen und Frauen sind Opfer, die dargebracht wurden, so dass Gutmenschen wie Woelki oder Reker dafür weniger von ihrem aufgebrachten Über-Ich geplagt werden, also in den Genuss seelischer Erleichterung kommen und sich besser fühlen. Danach ließ Woelki das Boot im Kölner Dom aufstellen, und zwar an der Stelle, an der in der Weihnachtszeit die Krippe mit dem neugeborenen Jesus-Kind steht: Offenbar sieht der Kardinal in den Flüchtlingen Heilsbringer in der Nachfolge Christi, die „neuen Erlöser des Christentums“ und einen „kollektiven Messias des dekadenten Europas. Liturgisch bedeutet dies, dass die Katholiken islamische Eindringlinge als ihre neuen Heilande verehren müssen“ (3).
Nur durch den religiösen Charakter, mit dem die irrationale Willkommenskultur für Flüchtlinge in Deutschland aufgeladen ist, lässt sich das sonst befremdliche und unerklärliche Verhalten unseres politisch-medialen Komplexes und zahlloser anderer Gutmenschen verstehen. Erinnern wir uns an die junge Freiburgerin, die am 16. Oktober von einem afghanischen Asylbewerber vergewaltigt und ermordet wurde.  Als der Afghane, der Maria auf dem Gewissen hat, am 3. Dezember festgenommen wurde, verschwieg dies die Tagesschau. Von der empörten Öffentlichkeit deswegen zur Rede gestellt, begründeten das die Verantwortlichen der ARD mit dem Argument, der Fall habe nur regionale Bedeutung, was sich angesichts der massenhaften sexuellen Übergriffe durch islamische Einwanderer in Köln und anderen deutschen Städten in der Silvesternacht 2015/16 als plumpe Rationalisierung erweist. Als Grund für diesen Vertuschungsversuch muss vielmehr ein verdrängtes, aber aus dem Unterbewusstsein heraus wirkendes  Motiv angenommen werden: das Strafbedürfnis des westlichen Menschen; im Unterbewusstsein der verantwortlichen Programm-Macher – darunter ein Kai Gniffke -  ist diese Vergewaltigung ein Akt von reverse colonization, ein Racheakt, der für Gerechtigkeit sorgt: Aus der Dritten Welt, in die der weiße Mann als Kolonisator mordend und vergewaltigend eingedrungen ist, um die unberührte Natur und die im Einklang mit ihr lebenden edlen Wilden auszubeuten und zu schänden, wodurch er reich und dekadent geworden ist, kommen Invasoren in die imperialistische Metropole und führen sich auf, wie die Weißen in den Kolonien, sie morden, vergewaltigen, rauben und terrorisieren – der Spieß wird umgedreht.
Den Begriff reverse colonization hat der Anglist Stephen Arata geprägt, um sogenannte Invasionsliteratur zu charakterisieren. Zum Beispiel H. G. Wells Krieg der Welten. Der linke Schriftsteller lässt in seinem dystopischen Roman sein Vaterland Großbritannien durch Marsmenschen kolonisieren, die  eine mörderische Terrorherrschaft errichten, deren Sinn er dem Leser gleich im ersten Kapitel moralisierend erklärt:

Und bevor wir sie [die Invasoren vom Mars] zu hart beurteilen, müssen wir uns erinnern, mit welcher schonungslosen und grausamen Vernichtung unsere eigene Gattung nicht nur gegen Tiere wie den verschwundenen Bison und den Dodo, sondern gegen unsere eigenen inferioren Rassen gewütet hat. Die Tasmanier wurden trotz ihrer Menschenähnlichkeit in einem von europäischen Einwanderern geführten Vernichtungskrieg binnen fünfzig Jahren völlig ausgerottet. Sind wir solche Apostel der Gnade, dass wir uns beklagen dürfen, wenn die Marsleute uns in demselben Geist bekriegen?        (4)

Den imperialistischen Briten geschieht es recht, dass sie so heimgesucht werden, ist die Moral des Horrorromans, aus dem das Schuldgefühl des westlichen Menschen spricht. Solche Invasionsromane und auch Invasionsfilme wie zum Beispiel Das Ding aus einer anderen Welt sind Projektionsflächen für unbewusste Ängste und Schuldgefühle.

Zurück zu Maria! Sie ist ein Menschenopfer, das dem Afghanen zusteht, weshalb er auch nicht als Täter genannt und so an den Pranger gestellt werden darf, denn ein sakraler Akt hat stattgehabt und kein Verbrechen – so haben die Programm-Verantwortlichen der ARD im Rahmen ihrer Möglichkeiten an diesem Menschenopfer mitgewirkt und fühlen sich besser, weil der Druck ihres archaischen Schuldgefühls dadurch weniger wird.
So und nur so lässt sich auch das Verhalten des grünen Hamburger Justizsenators Till Steffen im Anschluss an den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt erklären. Er weigerte sich, nach dem tunesischen Mörder auf der Facebook-Seite der Hamburger Polizei fahnden zu lassen. Seine Begründung, Hasskommentare verhindern zu wollen, ist eine fadenscheinige Rationalisierung, denn wütende Kommentare sind nach solch einem Terroranschlag in einer lebendigen Demokratie, in der Meinungsfreiheit herrscht, normal. Auch hier muss ein unbewusstes Motiv angenommen werden, das aus einer archaischen Tiefenschicht der Seele heraus wirkt: Die zwölf Toten sind Menschenopfer, die der Westen der Dritten Welt schuldet. Der Tunesier ist deshalb ein Opferpriester, der das Rechte getan hat, oder gar ein Gott, der ein sündiges, verdorbenes Land heimgesucht und sich Opfer geholt hat, und kein Mörder und deshalb nicht zu beschuldigen; hasserfüllte Kommentare wären blasphemisch und würden die Sakralität, den heiligen Charakter der stattgehabten Opferhandlung in Frage stellen und so das Opfer vielleicht unwirksam machen. Dieses archaische Schuldgefühl veranlasste auch linke Gutmenschen in Rotherham, englische Mädchen Männern aus der Dritten Welt als Sexualobjekte zu überlassen – auch dies war ein Akt von reverse colonization mit religiöser Bedeutung: Die Verantwortlichen beschwichtigten durch diese Menschenopfer ihr Schuldgefühl, das ihnen die Ausbeutung und Korrumpierung der Natur und naturnaher Menschen bereitet. So erklärt sich auch, warum die Kölner Oberbürgermeisterin Reker noch 4 Tage nach den Silvesterübergriffen verbieten wollte, „Flüchtlinge“ als Täter zu nennen:  Sie wollte verhindern, dass diejenigen, die die Opfer empfangen haben, beschimpft, Zielscheibe von Hasskommentaren, ja vielleicht eines Shitstorms geworden wären, was den sakralen Charakter der Opferhandlung beeinträchtigt und so das Opfer unwirksam gemacht hätte. Außerdem wollte Reker dadurch verhindern, dass die Täter strafrechtlich verfolgt werden, also für ihre Übergriffe bezahlen – dann wäre es ja kein Opfer mehr! Eine entweihte, ja rückgängig gemachte Opferhandlung  aber verlöre ihre Kraft, diejenigen, vor denen sich die Gutmenschen schuldig fühlen, zu besänftigen, so dass Menschen wie Reker oder Steffen nicht mehr vom Druck ihres schlechten Gewissens entlastet würden. Als Beatrix von Storch der Führung der Kölner Polizei vorwarf, sie versuche mit freundlichen Tweeds in arabischer Sprache „die barbarischen, muslimischen, gruppenvergewaltigenden Männerhorden zu besänftigen“, hatte sie den neuralgischen Punkt getroffen, denn die Polizeioberen reagierten unsouverän und schlugen in Panik zurück: Sie zeigten die unbequeme Politikerin wegen Volksverhetzung an, obwohl ihnen jeder Rechtsanwalt geraten hätte, darauf zu verzichten, da ihre Anzeige nicht die geringste Aussicht auf Erfolg hat.
 In der Hoffnung, dass diese zunächst abenteuerlich anmutende Deutung besser einleuchtet, vergleiche ich die Kölner Silvesterereignisse mit einem überaus populären Film, in dem es ebenfalls um ein Menschenopfer geht, das zur Beschwichtigung verdrängter Schuldgefühle dargebracht wird, mit dem Hollywood-Klassiker King Kong und die weiße Frau.
Dieser Vergleich drängt sich auf, weil Film und Silvesterereignisse markante Parallelen aufweisen. In beiden kommt es zu einem Kontrollverlust, der zugleich ein clash of civilizations, eine Machtprobe zwischen westlicher Zivilisation und Dritter Welt ist (5). Der Riesenaffe, der aus dem Dschungel kommt und in Manhattan marodiert, steht - das hat die Filmwissenschaft erkannt (6) – für einen Schwarzafrikaner, der von den Weißen dämonisiert und zur Urwaldbestie herabgewürdigt wird. Es handelt sich zweifellos um ein rassistisches Klischee: der „Neger“, der unzivilisiert ist und deshalb den tierischen Vorfahren der Menschheit näher als der weiße Mann steht. Dieses Klischee ist jedoch auch den Linken nicht fremd. Oben zitieren wir den linken Schriftsteller H. G. Wells, der vom weißen Mann ausgerottete Tiere und dezimierte Eingeborene in einem Atemzug nennt. Letztere sind für ihn edle Wilde, die im Einklang mit der Natur leben und deshalb wie die Bisons und Dodos Teil der Natur sind, die der weiße Kolonisator korrumpiert, schändet und zerstört (7). Es ist deshalb kein Widerspruch, dass unsere Gutmenschen und GRÜNEN Artenschutz und Willkommenskultur für den Nafri und für den Wolf durchsetzen - wenn sie Lämmer oder Mädchen reißen, dürfen sie das, denn zum Natur- und Flüchtlingskult gehört wie zu jeder Religion – das Opfer.

Zur Handlung des Films! Der Tierfotograf und Tierfilmer Carl Denham unternimmt eine Expedition, um aus Geld- und Sensationsgier exotische Tiere zu fotografieren und zu filmen. Da sich auf solchen Aufnahmen ein hübsches Mädchen gut macht, nimmt er die junge attraktive Ann Darrow mit, und die Umstände, unter denen er sie kurz vor der Abfahrt aufgabelt, sind symbolisch: Durch die Weltwirtschaftskrise hat sie ihre Arbeit verloren, ist mittellos und hungrig und will an einem Kiosk einen Apfel stehlen, wobei sie der Inhaber ertappt, festhält und der Polizei übergeben will. Denham rettet sie aus dieser Situation, indem er dem Verkäufer den Apfel großzügig bezahlt. Dieser Apfel, den Ann sich nicht leisten kann,  steht für die verbotene Frucht in der alttestamentarischen Erzählung vom Sündenfall: Ann ist eine moderne Eva – die Symbolik dieser Szene für die spätere Handlung des Films werden wir noch erklären; fürs erste halten wir fest, dass dieser Hollywoodfilm tiefere religiöse Symbolik enthält und nicht als oberflächliches Produkt der Unterhaltungsindustrie abzutun ist.
Denhams Ziel ist eine bis dahin unbekannte Insel der Dritten Welt. Kein Weißer hat sie bisher betreten, trotzdem hat Denham eine Karte von ihr, die ein norwegischer Kapitän nach den Angaben eines aufs Meer verschlagenen Ureinwohners der Insel, der dann gestorben ist, gezeichnet hat. Auf einem Zipfel der Insel liegt ein Eingeborenendorf, das von dem übrigen größeren Teil der Insel durch eine Mauer abgetrennt ist. Diese Mauer bietet Schutz vor einem unheimlichen Wesen namens Kong, das auch King Kong genannt wird, weil die Insel sein Reich ist – Denham will ihn unbedingt fotografieren oder filmen, und zwar möglichst mit der hübschen Ann als Blickfang.
Als Landmarke der Insel ist in die Karte der Berg „skull mountain“ eingezeichnet, womit eine weitere religiöse Anspielung gegeben ist, denn sein Name erinnert an Golgatha, was übersetzt „Schädelstätte“ bedeutet – es handelt sich um jenen Hügel bei Jerusalem, auf dem Christus gekreuzigt wurde. Sein Martertod lässt sich als Menschenopfer deuten, um den Zorn Gottes über die Verdorbenheit des Menschengeschlechts zu beschwichtigen. Wir werden sehen, dass diese Assoziation gewollt ist, denn auch in dem Film King Kong und die weiße Frau geht es um den Zorn eines Gottes, der mit Menschenopfern beschwichtigt werden muss – diese Gottheit ist King Kong, König und Gott der Insel.
Ein Menschenopfer für ihn wird gerade von den Eingeborenen in einem archaischen Ritual vorbereitet, als Denham mit seinen Männern und Ann die Insel betreten. Denham erregt den Zorn des Schamanen, weil er die Zeremonie beobachtet und filmt und dadurch entweiht und unwirksam macht. Dann erregt die blonde Ann dessen Aufmerksamkeit: Er will sie den weißen Männern abkaufen, weil sie dem Inselgott sicher besser gefällt als das schwarze Eingeborenenmädchen, das geopfert werden soll – doch die US-amerikanischen Männer verweigern dies und ziehen sich mit Ann auf ihr Schiff zurück.
Wenig später entführen die Eingeborenen Ann vom Schiff, binden sie vor der Mauer auf einem archaischen Altar als Opfer für Kong fest und rufen den Inselgott herbei. Das blonde Opfer gefällt ihm, es wird ihn nachhaltiger als schwarze Opfer beschwichtigen, so dass die Eingeborenen länger vor ihm Ruhe haben.
Die Filmhandlung, in der ein Monster vor einer Mauer, hinter der geschützt Menschen leben, aufkreuzt, und droht, diese Menschen heimzusuchen, wenn sie es nicht mit Opfern von Tieren oder Menschen beschwichtigen, ist kein skurriler Einfall von Schoedsack oder Cooper, den beiden Regisseuren, sondern steht in einer uralten Tradition.
Bekannt ist die Legende von Sankt Georg, Drachentöter und Schutzpatron Englands: Nahe der Stadt Silena wohnt in einem See ein giftiger Drache, der immer wieder bis unter die Mauern der Stadt zieht und alles mit seinem Gifthauch verpestet (8). Um seinen Grimm zu stillen, werden ihm regelmäßig Schafe geopfert. Als die Schafe ausgegangen sind, fordert er Söhne und Töchter der Stadtbewohner als Opfer. Als fast alle Kinder geopfert sind und die Reihe an die einzige Tochter des Königs kommt, schickt ihr Vater sie zu dem See des Drachens, doch der Ritter Georg greift ein und tötet das Untier. Das Monster, das drohend vor der Mauer aufkreuzt, hinter der Menschen geschützt leben wollen, und durch Opfer beschwichtigt werden muss, ist im Film King Kong, in der Georgslegende ein Drache. Nachfolger des Drachentöters St. Georg ist Carl Denham, der Kong besiegt. Der Hollywoodfilm und die Heiligenlegende sind sich von der Handlung her ähnlich – doch reicht diese Ähnlichkeit auch in die Tiefe? Ist auch der Grund für den Zorn des Monsters und die Notwendigkeit, es durch Menschenopfer zu beschwichtigen, in Film und Legende derselbe? Hier hilft uns die Georgslegende vorerst nicht weiter und wir wenden uns einer anderen Drachentötersage zu, die wir in der griechischen Mythologie finden:
Als Kadmos und seine Männer Burg und Stadt Theben gründen wollen, bekommen sie es mit einer gewaltigen Schlange, dem Schutzdämon der Gegend, zu tun. Einige seiner Gefährten fallen ihrer Wut zum Opfer, er selbst tötet sie. Viel später, in hohem Alter, ergreift Kadmos wegen der Tötung der Schlange ein intensives Schuldgefühl, und er bittet die Götter darum, zur Strafe selbst in eine Schlange verwandelt zu werden, was in Erfüllung geht (9).
Damit wird die Urschuld, die Kadmos auf sich und seine Nachkommen geladen hat, jedoch nur zum Teil abgebüßt. Noch viel später verlangt Mutter Erde als Rache für den Tod ihres Kindes, die Schlange, ein Menschenopfer. Als Theben von Feinden belagert wird, ergeht ein Seherspruch an Kreon, Kadmos‘ Nachfahre und damaliger Herrscher der Stadt. Er müsse seinen Sohn Menoikeus opfern, sonst werde die Stadt erobert und blutig heimgesucht werden:

Dort in der Höhle, wo der erdgeborne Drach‘
Bestellt als Hüter über Dirke’s Quelle war,
Muss er sein Blut der Erde weih’n zum Opfertrank,
Für alten Groll auf Kadmos, welchen Ares hegt,
Der nun den Mord des erdgebornen Drachen rächt.

Und wenn die Erde Frucht für Frucht, und Menschenblut
Für Blut empfangen, gnädig wird sie wieder sein                                  (10)

Zwei Gottheiten sind über die Tötung der Schlange aufgebracht und müssen beschwichtigt werden: Der Kriegsgott Ares, dem die Schlange heilig war, und Mutter Erde, die sie aus ihrem Schoß geboren hat. Mutter Erde aber gehört zu Mutter Natur, und es wird klar, wem gegenüber Kadmos und seine Männer eine solche Schuld auf sich geladen haben, dass sie nur durch Menschenopfer abgebüßt werden kann. Es ist die Natur, in die die Menschen durch den Bau einer Burg und einer Stadt, wozu auch Rodungen von Wäldern zur Schaffung von Bau- und Ackerland gehört, eingegriffen haben. Menoikeus opfert sich selbst vor der Höhle der Schlange und rettet so die Stadt. Der Jüngling lässt sich als spätes Bauopfer für die Tat seines Ahnherrn Kadmos, Bau von Burg und Stadt Theben, charakterisieren. Ein Bauopfer ist „ein über die ganze Erde verbreiteter Brauch, dass bei Errichtung eines Gebäudes oder Deiches zur Abwehr künftigen Unheils ein Mensch, oft ein Kind, oder – in abgeschwächter Form – ein Tier eingemauert oder verschüttet werden musste. … Dem Brauch scheint die Vorstellung zugrunde zu liegen, dass der Geist des Ortes (genius loci) in dem Bau einen Eingriff in seinen Machtbereich sah und daher beschwichtigt werden musste“ (11). Auch die Eingeborenen in King Kong und die weiße Frau haben durch die Gründung ihres Fischerdorfs und die Errichtung der Mauer gegen die ungezähmte Natur auf der übrigen Insel das Reich des Inseldämons geschmälert und dadurch seinen Zorn erregt.
Ein polnischer Kadmos ist der sagenhafte König Krak, der auf einem Hügel namens Wawel die Stadt Krakau gründen will, die erste Hauptstadt der Polen. Durch diesen geplanten Eingriff in die Natur erregt er den Zorn des genius loci, des sogenannten Wawel-Drachens – Smok wawelski – der in einer Höhle im Wawel-Hügel haust und nur durch Opfer beschwichtigt werden kann:

Es lebte nämlich in den Windungen einer gewissen Höhle ein Ungeheuer von entsetzlichster Schrecklichkeit, das – wie einige meinen – einst Holophagus genannt wurde. Der Gefräßigkeit desselben wurde jede Woche nach Berechnung der Tage eine bestimmte Anzahl von Rindern geschuldet; hätten diese die Einwohner nicht gleichsam wie Opfertiere dargebracht, wären sie von dem Ungeheuer an ebenso vielen menschlichen Häuptern gestraft worden.       (12)                                                                                                         

Der polnische Geistliche Wincenty Kadlubek, Bischof von Krakau, aus dessen lateinisch geschriebener Chronik dieses Zitat stammt, vergleicht die Rinder, mit denen das Untier beschwichtigt wird, mit „Opfertieren / victimas“, die die Polen dem genius loci „schuldig sind / debebatur“; werden diese Opfertiere dem Drachen vorenthalten, werden die Polen „bestraft / plecterentur“, indem er sich die gleiche Anzahl an Menschen holt – in solchen Formulierungen aus der Feder eines hochgebildeten Christen schimmert noch eine Erinnerung an heidnischen Opferkult durch, mit dem die Menschen in ältesten Zeiten ihr archaisches Gewissen beruhigten, das über ihren Eingriff in jungfräuliche Natur aufgebracht war. Der König schickt seine beiden Söhne gegen den Drachen aus, die ihn durch eine List töten.
Noch einige Beispiele aus der antiken Mythologie: Genius loci in Delphi war die Pythonschlange (13). Als der Gott Apoll sie tötete, unterwarf er sich das dortige Orakel. Und diese Machtergreifung durch Mord am genius loci betraf nicht nur das Orakel, sondern auch die fruchtbare Erde – Aischylos überliefert, dass den Lichtgott Kolonisten begleiteten, die als keleuthopoioi „Wegbahner“ das „ungezähmte/wilde Land“ „zähmten“ (14), worunter man sich Urbarmachung von unberührtem Urwald, von „Wildnis“ durch Rodung vorzustellen hat. Auch Apoll und die Kolonisatoren, die durch den männlichen Gewaltakt gegen die Natur in Delphi und ihren genius loci profitierten und ihre Macht erweiterten, empfanden Schuld und mussten Sühne leisten. So berichtet Aelianus in seinen Tiergeschichten (XI,2) von einem Apoll geweihten Hain in Epirus, in welchem Schlangen lebten, die als Nachkommen des getöteten Delphischen Python galten. Ihnen bringt eine jungfräuliche Priesterin Futter als Opfer. Nehmen sie diese „Besänftigungsgaben“ an, bedeutet es ein gutes, fruchtbares Jahr für die Menschen, wenn nicht, ist es ein unheilvolles Zeichen. So beschwichtigten die Epiroten das archaische Schuldgefühl, das aus Unterwerfung und Ausbeutung der Natur fließt. Von der Blutschuld, die wegen der Ermordung Pythons auf Apoll lastete, spricht auch Pausanias (15). Oft besteht das Stück Natur, das eine Schlange als genius loci bewacht, in einem einzelnen Baum. Ein Beispiel ist der Wunderbaum im Garten der Hesperiden in Afrika, an dem die goldenen Äpfel wachsen. Er ist Hera heilig, denn Mutter Erde ließ ihn für die Göttin als Geschenk zu ihrer Vermählung mit Zeus wachsen. Herakles fährt zu Schiff nach Afrika und raubt die Äpfel, nachdem er den genius loci getötet hat (16). Das Goldene Vließ hing an einem Baum im Haine zu Kolchis, der dem Ares heilig war. Sein Raub gehört zur Argonautensage: Iason fährt nach Kolchis, um das Vließ zu rauben; die Schlange, die es bewachte, schläferte Medea mit Drogen ein (17). Solch eine Baumschlange ist laut Boetticher „mithin der Ortsdämon, der Genius loci“, da „das Baumheiligtum nicht beraubt werden kann, ohne dass sein Schlangenhüter erst besiegt und vernichtet wird“ (18). Die imperialistischen Abenteurer Iason und Herakles, die sich auf Raubfahrt in ferne Länder aufmachen, sind antike Drachentöter wie St. Georg und Kraks Söhne, und Carl Denham ist ihr moderner Nachfolger.
Zu den Baumschlangen gehört natürlich auch die Schlange am Baum der Erkenntnis im biblischen Paradies, doch ist der Archetypus des genius loci, der einen Baum bewacht, hier christlich verformt. Adam und Eva dürfen von allen Bäumen Früchte essen, nur nicht vom Baum des Lebens und vom Baum der Erkenntnis – soweit entspricht die biblische Erzählung naturreligiöser Frömmigkeit, die dem Menschen erlaubt, sich von der Natur zu ernähren, aber nicht, Raubbau an ihr zu treiben. Der Baum der Erkenntnis ist ein heiliger Baum, der wie zum Beispiel die moriai, die heiligen Ölbäume der Athener, tabu ist. Aufgabe der Schlange ist es eigentlich, die Menschen vom Ausbeuten auch dieses Baumes abzuschrecken, doch sie tut das Gegenteil, sie lädt ihn zum Pflücken seiner Früchte auch noch ein. Die Ursünde des Raubbaus an der Natur wird also der Schlange angelastet, die deshalb „verstoßen“ und zusammen mit der Mutter Erde, deren Tier sie ist, „verflucht“ wird (19). Warum tritt die Schlange im Christentum nicht als wehrhafter Aspekt der Natur auf, warum wurde der Archetypus verfälscht? Damit man ihr die Ursünde anlasten konnte, weil sie einladend wirkte. Es erinnert an die beliebte Rechtfertigung angeklagter Vergewaltiger, die behaupten, ihr Opfer habe sie durch leichte Kleidung zu ihrer Tat eingeladen; ihre Früchte sollte die Natur am besten immer vor menschlicher Gier in Laub verbergen oder mit Stacheln oder Dorngestrüpp beschützen. Das Christentum wertet das Weibliche und die Natur nicht nur ab, es macht sie auch zum Sündenbock!
An die Schlange im Paradies, die Adam und Eva dazu verführt, sich an der verbotenen Frucht zu vergreifen, und die sich als genius loci, wenn auch christlich verfälscht, deuten lässt, erinnert auch, wie schon erwähnt, eine Szene am Anfang des Films King Kong und die weiße Frau:
Dass die in der Great Depression arbeitslose und hungrige Ann Darrow an einem Verkaufsstand einen Apfel stiehlt, hat die Filmwissenschaft als Anspielung auf die alttestamentarische Erzählung vom Sündenfall erkannt (20). In der Tat ist dieser Apfel für die hungrige Ann, die kein Geld hat, um ihn zu bezahlen, eine verlockende aber verbotene Frucht. Sie gleicht also Eva. Und welche Rolle spielt Carl Denham, der dem Verkäufer den Apfel bezahlt und damit verhindert, dass dieser die Polizei ruft? Er sorgt dafür, dass Ann ungestraft und ihr Übergriff erfolgreich bleibt, dass sie den Apfel behalten kann – er agiert als ihr Komplize, als Adam. Den Sündenfall haben wir ökologisch als ausbeuterischen Übergriff des Menschen auf die Natur gedeutet, und diese Deutung trifft auch auf diese Filmszene zu. Carl Denham und Ann Darrow sind Adam und Eva, und die Szene mit dem Apfeldiebstahl nimmt symbolisch vorweg, was Denham mit Ann vorhat: Er will mit ihr in vom Menschen unberührte „paradiesische“ Natur eindringen und sich an ihr vergehen, indem er sie fotografiert und filmt, was der Auftakt für ihre Kolonisierung und systematische Ausbeutung durch den Menschen sein wird. Und die Rolle des weiblichen Stars, die Ann in der filmischen Entdeckung und Erkundung der Insel durch Denham, also beim Auftakt zur Zerstörung eines unberührten Naturparadieses spielen soll, schmeichelt dieser modernen Eva durchaus. Für die Ursünde der Ausbeutung der Natur soll Eva Darrow bestraft werden, was Adam Denham verhindert, indem er den genius loci besticht. Die Apfel-Szene in Manhattan ist also ein Vorspiel zu den Ereignissen auf Skull Island – der Büdcheninhaber, der Ann Darrow beim Stehlen der verbotenen Frucht auf frischer Tat ertappt, festhält und nach der Polizei ruft, damit sie bestraft wird, nimmt King Kongs Rolle als genius loci vorweg. Doch wird er dieser Rolle auch gerecht?  Man sollte es meinen, denn im Gegensatz zur Schlange im alttestamentarischen Paradies lädt er die Übeltäterin nicht zum Übergriff ein, sondern verhindert ihn. Allerdings lässt er sich von Denham beschwichtigen, der ihm das Geld für den Apfel gibt; die Frucht des Paradieses ist käuflich, dürfte die symbolische Botschaft dieser Szene sein, die die materialistische Mentalität des US-Amerikaners Denham demonstriert, für den alles machbar und erreichbar ist. Erst King Kong, der den ersten Akt der Kolonisierung seiner Insel für viele der dabei mitwirkenden Eindringlinge tödlich enden lässt und für Ann zum Albtraum macht, erweist sich als unbestechlicher, unverfälschter genius loci.

Männer wie Apoll, Kadmos oder Kraks Söhne, die eine gefährliche Bestie töten, um ungehindert ein Stück unberührte Natur urbar machen zu können, nennt man Kulturheros. Ihr Nachfolger ist Carl Denham, ein moderner Kulturheros, denn was er vorhat, in den unberührten Teil der Insel einzudringen, um exotische Tiere zu knipsen, zu filmen oder gar zu fangen, ist Auftakt für mehr: Er wird dadurch in der imperialistischen Metropole Neugier auf diese Insel erregen, so dass sie bald von US-amerikanischen Handels-, Kriegs- und Touristenschiffen angesteuert werden dürfte. Ein letztes von der westlichen Zivilisation noch unverdorbenes Eiland der Dritten Welt wird dann kolonisiert, die exotischen Tiere ausgerottet oder gefangen und in Zoos präsentiert und der Urwald gerodet werden, um Platz für Straßen und Flugplätze, Kaffee- oder Bananenplantagen, Anlagen mit Luxushotels und Golfplätzen zu machen, auf denen die Eingeborenen als Arbeiter schuften; ihren Frauen und Töchtern steht Vergewaltigung und sexuelle Ausbeutung bevor. Dass King Kong, den Denham nach New York bringt und dort zur Schau stellt, seine Fesseln sprengt und in der imperialistischen Metropole Angst und Schrecken verbreitet, ist reverse colonization, Strafe für die Kolonisierung der Dritten Welt. In Manhattan lassen die Hollywood-Regisseure Schoedsack und Cooper einen Riesenaffen marodieren und sich sein blondes Opfer zurückholen, in Köln lässt die NRW-Polizei zu, dass ein arabischer Mob marodiert und sich stundenlang deutsche Mädchen und Frauen als Opfer greift – in beiden Fällen hat das verdrängte Schuldgefühl des weißen Mannes aus dem Unterbewusstsein heraus Regie geführt, sein masochistisches Strafbedürfnis prägt Fiktion und Wirklichkeit. Aber: Im Gegensatz zu Schoedsack und Cooper haben die Verantwortlichen, die in Köln und Rotherham die Übergriffe auf weiße Mädchen und Frauen zuließen, ihr Gewissen wieder auf ausbeuterische Weise erleichtert: auf Kosten der Opfer, die sie den Männern aus der Dritten Welt als Sexualobjekte preisgaben.




1) Pascal Bruckner: Der Schuldkomplex. Vom Nutzen und Nachteil der Geschichte für Europa. Aus dem Französischen vom Michael Bayer.  2008, S. 140

2) Aus dem Polizeiprotokoll: „Platzverweise wurden meist mit Zwang durchgesetzt. Betreffende Personen tauchten immer wieder auf und machten sich einen Spaß aus der Situation. Ein Gewahrsam kam in dieser Lage aufgrund der Kapazitätsgrenze in der Dienststelle nicht in Betracht.“

3) Michael Ley: Die neuen Götter des Abendlandes. In: Nationalmasochismus (herausgegeben von Michael Ley und Marin Lichtmesz) Verlag Antaios 2018, S. 26

4) Übersetzung: G. A. Crüwell und Claudia Schmölders (Diogenes Verlag)

5) Weshalb auch die Titelbilder des Focus und der Süddeutschen Zeitung zum Thema Silvesternacht angemessen sind. Sie betonen beide, dass weiße Frauen durch Männer mit dunkler Hautfarbe angegriffen wurden, was ja der Realität entsprach. Die Rassismus-Vorwürfe gegen diese Titelbilder sollen die Wahrheit unterdrücken und die Vertuschungskultur stützen.

6) Vgl. Fatimah Tobing Rony: The Third Eye. Race, Cinema, and Ethnographic Spectacle, S. 157-191

7) Ein Tier, das für einen Einwanderer aus der Dritten Welt steht, ist auch der Paddington Bär, beliebter Held in der Kinderbuchreihe von Michael Bond und in der Verfilmung von 2014. Aus Gutmenschenperspektive wird erzählt, wie ein knuddeliger Bär als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling (MUFL) aus dem Urwald des „darkest Peru“ in die Metropole London kommt, wo er von der weißen Familie Brown aufgenommen wird. Sein Status als Tier markiert ihn als den von der westlichen Zivilisation unverbildeten Anderen. Repräsentantin der bösen imperialistischen Weißen ist Millicent, die den Paddington Bär ausstopfen und in ihrem Naturkundemuseum ausstellen, also zum Objekt der Neugierde machen und erniedrigen will wie King Kong, der von Denham in New York  zur Schau gestellt wird – dessen Schicksal erinnert an das von Ota Benga, der in derselben Stadt zur Schau gestellt wurde, und zwar im Affenhaus; seine Rasse wurde als nicht „high in the human scale“ eingestuft (aus dem Artikel Bushman Shares a Cage with Bronx Park Apes in The New York Times vom 9. Sept. 1906).

8) Ich erzähle die Sage nach der Legenda Aurea.

9) Ovid: Metamorphosen IV, 563-603; Hyginus: Fabulae 6

10) Euripides: Phönikierinnen 938ff.

11) Brockhaus Enzyklopädie Band 2 (1967), S. 400

12) Magistri Vincentii Chronica Polonorum / Die Chronik der Polen des Magisters Vincentius. Übersetzt, eingeleitet und herausgegeben von Eduard Mühle. S. 99

13) So lässt sich Euripides: Iphigenie im Taurerlande 1248 deuten.

14) Aischylos: Eumeniden 12ff.

15) Pausanias: Beschreibung Griechenlands 2,7,7 und 10,7,2

16) Bibliothek des Apollodor 2, 113 und 121

17) Bibliothek des Apollodor 1, 131

18) Zur Baumschlange als genius loci ausführlich Carl Boetticher: Der Baumkultus der Hellenen. 1856,  Kapitel XIV.: Schlangen als Hüter des heiligen Baumes

19) Vgl. 1 Moses 3,14-15: „Da sprach Gott der Herr zu der Schlange: Weil du das getan hast, seist du verflucht, verstoßen aus allem Vieh und allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Erde fressen dein Leben lang.“ Und 1 Moses 3,17: „Verflucht sei der Acker um deinetwillen“ – Mit „Acker“ ist bei Luther übersetzt: ge „Erde“ (Septuaginta), bzw. terra (Vulgata); verflucht wird die vorchristliche Gottheit Mutter Erde.

20) Fatimah Tobing Rony (The Third Eye. Race, Cinema, and Ethnographic Spectacle. 1996, S. 171) sagt über Ann:  the heroine-to-be is an Eve who has already fallen“; die Filmwissenschaftlerin sieht Ann, die ein Gesetz übertritt, als Kriminelle dargestellt und spricht von ihrem „implied criminal status“. Ronys Interpretation von Ann Darrow als sündige Eva zielt jedoch in eine andere Richtung. Als verführerische Frau stehe sie wie primitive Eingeborene, Immigranten, Schwule oder Kriminelle für aus damaliger Sicht inferiores Menschentum, das eine „source of disorder“ (S. 171) sei und vom weißen Mann gezähmt und kontrolliert werden müsse.
Juan A. Roche Cárcel (The Cry of King Kong. Crisis and Male Fear of the other, of the Woman. In: International Journal of Humanities and Social Science Vol. 3, No. 11, Juni 2013) interpretiert ähnlich wie Rony Ann Darrows versuchten Apfeldiebstahl als Empörung gegen die Macht der Männerwelt, die durch den Inhaber des Verkaufsstandes repräsentiert werde: „In short, she has just violated a social norm; she has sinned once again  - it is her nature – and, without the authorisation of a male (the shop owner in this case), she has taken and touched the fleshy and mouth-watering fruit – a sexual symbol since Antiquity” (S. 280).
Ronys und Roche Cárcels feministisch gefärbten Interpretationen halten wir entgegen, dass in dieser ersten King-Kong-Version Ann Darrow gerne bereit ist, die Rolle, die ihr Denham zuweist, zu spielen.
Auch Joseph E. Sanders (O’Brien and Monsters from the Id, in: The Scope of the Fantastic) fühlt sich durch den Film an Adam und den Sündenfall erinnert, so dass Skull Island für das vom Menschen bedrohte Paradies steht, auch wenn er nicht Denham mit Adam vergleicht, sondern Kong, der sich von Ann Darrow als Verkörperung menschlicher Schönheit verführen lässt: „… Kong must have seemed far more like Adam than like Christ. Kong had dominated his primal world, but he had been tempted by beauty, he had fallen, he had been cast out, and he had come to New York in chains and in desolation” (S. 215).

   
 
Top