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Bomber Harris, do it again! Deutschland verrecke!
 

Aus psychoanalytischer Sicht erklären sich solche Losungen der Antideutschen, die Dresden jetzt wieder zu hören kriegt, als Identifikation mit dem Aggressor. So nennt Anna Freud in Das Ich und die Abwehrmechanismen ein Verhalten von Menschen, die sich mit einem Angreifer, Unterdrücker, dem sie hilflos ausgeliefert sind, identifizieren, indem sie sich seinen Zorn zu eigen machen, sein Unwerturteil verinnerlichen, also nicht nur aus taktischen Gründen, sondern mit Leib und Seele zum Angreifer überlaufen. Anna Freud nennt Beispiele:

August Aichhorn berichtet … über den Fall eines Volksschülers, der ihm wegen Grimassierens zugewiesen wird. Der Lehrer klagt, dass der Junge Tadel und Ermahnung nicht in normaler Weise entgegennehmen kann. Er schneidet bei solchen Anlässen Gesichter, über welche die ganze Schulklasse in Lachen ausbricht. Der Lehrer kann sich dieses Benehmen nur als bewusste Verspottung oder aber als Folge ticartiger Zuckungen erklären. Die Angaben des Lehrers bestätigen sich leicht, das Grimassieren wiederholt sich auch in der Beratungsstunde. Gleichzeitig aber bringt die Unterredung zu dritt die Aufklärung des Zustandes. Die aufmerksame Beobachtung zeigt, dass die Grimassen des Jungen nichts anderes sind als ein verzerrtes Abbild der Gesichtszüge des ärgerlichen Lehrers. Der Junge, der dem Tadel des Lehrers standhalten soll, bewältigt seine Angst durch unwillkürliche Nachahmung des Zornigen. Er übernimmt selber seinen Zorn und folgt den Worten des Lehrers mit dessen eigenen, nicht wiedererkannten Ausdrucksbewegungen. Das Grimassieren dient hier also der Angleichung oder Identifizierung mit dem gefürchteten Objekt der Außenwelt.

Das kleine Mädchen … verwendet mit Absicht und Bewusstsein, was dieser Junge unwillkürlich zustande bringt. Sie traut sich nicht, das Vorzimmer der Wohnung zu überqueren; die Dunkelheit macht ihr Gespensterangst. Aber sie erlernt es einmal plötzlich und ist jetzt imstande, den gefürchteten Raum mit allerlei sonderbaren Bewegungen zu durchlaufen. Nach kurzem teilt sie ihrem kleinen Bruder triumphierend das Geheimnis ihrer Angstbewältigung mit. „Du brauchst dich im Vorzimmer nicht zu fürchten“, sagt sie. „Du musst nur spielen, dass du selber der Geist bist, der dir begegnen könnte.“ Ihre magischen Gebärden dabei erklären sich offenbar als die von ihr vermuteten Bewegungen der Geister.

Was leistet diese Identifikation mit dem Angreifer? Laut Anna Freud „dient diese Verwandlung der eigenen Person in ein gefürchtetes Objekt der Umwandlung der Angst in lustbetonte Sicherheit“. Diese „lustbetonte Sicherheit“ wird die Antifa wieder genießen in Dresden, ist es doch erleichternd, ja erhebend, wenn man durch Identifikation mit dem Sieger kein Deutscher mehr ist, der durch seine Schuld Rache, auch die Rache des eigenen strafenden Überichs, auf sich zieht, wenn man diese Last abgeschüttelt hat, wenn der Gegner zu den Bösen, den zu Vernichtenden gehört, und man selber zu den Siegreichen, Guten, die für eine „nazifreie“ Stadt streiten. Diese Strategie unserer Eltern, die sich erst Bombardements und Vertreibung, und danach einem – zu Recht gültigen – vernichtenden moralischen Verdammungsurteil ausgesetzt sahen, lebt in den Kindern – oft unbewusst – weiter. Nicht nur in wenigen Fanatikern. Wiglaf Droste zum Beispiel nimmt es Günter Grass übel, dass er Im Krebsgang Mitgefühl auch für Deutsche empfindet, die vor der sowjetischen Armee auf der Wilhelm Gustloff flohen, die auf hoher See versenkt wurde. Auf dem Schiff befanden sich Soldaten und Zivilbevölkerung, auch viele Kinder. Droste vergleicht Grass mit einem penetrant moralisierenden Lehrer und sich selbst mit einem Schüler, der keinen Bock auf solche Belehrung hat, sondern lieber „Schiffe versenken“ spielt. Vielen taz-Lesern dürfte er mit dieser Spitze aus der – bewussten oder unbewussten – Seele gesprochen haben. Es ist dieser pathologische nationale Selbsthass vieler Linker, der abstößt, Radikale ins rechte Lager treibt und viele Deutsche glauben lässt, Linkssein und seine Heimat achten schlössen sich aus. Was nicht stimmt: Ulrike Meinhof, die sehr weit links stand, bezeugt es.

13. Februar 2012


Nachtrag vom 28. Februar 2012:

In verwandter Weise deutet der Antisemitismusforscher Götz Aly 
Beate Klarsfelds Attacke auf Kiesinger als Akt "verzweifelter Schuldabwehr", um "im Eiltempo auf die bessere Seite der Geschichte" zu wechseln.


Nachtrag vom 4. März 2012:

Victoria Tiemeier, zur Zeit deutsche Studentin in Ägypten, hat dort ein Experiment gemacht: Sie hat ein paar Monate ein Kopftuch getragen. Interpretiere ich etwas hinein, wenn ich die Vermutung äußere: Als Motiv könnte Identifikation mit dem Aggressor im Spiel sein? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Im Kommentarbereich ihres Artikels erklärt jemand, der sich auskennt, eines der Motive zum Kopftuchtragen sei es, nicht die Aufmerksamkeit testosterongesteuerter Machos auf sich zu ziehen, das Kopftuch als Notwehr also. Fühlt man sich als Frau ohne Kopftuch in einer islamischen Umwelt bedrohter als im Westen? Und vermindert ein Kopftuch die gefühlte und tatsächliche Gefahr? Victoria Tiemeier erlebte, dass ihr Kopftuch gut ankam, dass sie mit mehr Respekt behandelt wurde, und schließt ihren Bericht:

Nach etwa drei Wochen habe ich mein Kopftuchexperiment offiziell beendet. Ganz abgelegt habe ich es aber bis heute nicht – weil es manchmal gut tut, wie jede andere Ägypterin auszusehen. Und weil ich es auch mag, andere Europäer zu provozieren und mit Identitäten zu spielen. Ich werde das Experiment auf jeden Fall in Deutschland wiederholen.

"Und weil ich es auch mag, andere Europäer zu provozieren" - klingt aus diesem Satz jene "lustbetonte Sicherheit" heraus, von der Anna Freud spricht? Oder bilde ich mir das ein? Ich bin mir nicht sicher und muss hier etwas über mich sagen:
In meiner Jugend wurde ich von der 68er Bewegung nicht mitgerissen, aber gestreift und war ungefähr drei Jahre auf DKP-Linie, also Moskau- und DDR-hörig - daher auch die Wahl der russischen Sprache und Literatur als Schwerpunkt meines Studiums. Mit dem american way of life wollte ich mich nicht identifizieren, und vor den Russen hatten die meisten Westdeutschen Angst. Floss daraus ein Teil meiner Lust, die ich beim Studium russischer Klassiker wie Puschkin, Dostojewskij, Trifonow enpfand? Was immer meine verborgenen Motive waren - es hat sich gelohnt!

   
 
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