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Die 68er stehen für Fortschritt. Erst sie - so die vorherrschende Sicht - haben die rückständigen Deutschen im Westteil des Landes zivilisiert, verwestlicht. Das ist auch nicht abwegig. Aber zugleich war 68 Ausfluss konservativen Unbehagens an der Zivilisation, das so alt ist wie diese und natürlich nicht auf Deutschland beschränkt. So fand es schon 1932 Ausdruck in Aldous Huxleys Brave New World. Der utopische Roman schildert eine Welt, in der sich die westliche Zivilisation, der american way of life, ohne Einschränkung durchgesetzt hat. Wir erkennen darin unsere fun-Gesellschaft wieder. Durch Konsum, wozu auch Zerstreuung durch oberflächliche Filme und Musik und vor allem die Glücksdroge Soma gehören, werden die intelligenteren Bürger der beiden oberen Kasten, die Alphas und Betas, die für anspruchsvollere berufliche Tätigkeiten vorgesehen sind, dazu verführt, passive, kritiklose, ja infantile Konsumenten zu bleiben, und gehindert, sich selbst zu verwirklichen, das heißt, ihr geistiges, spirituelles und charakterliches Potenzial zu entfalten. Sie sind Gefangene des Systems, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Den Angehörigen der unteren Kasten, die für niedere, mechanische Tätigkeiten vorgesehen sind, den Gammas, Deltas und Epsilons, wird die Möglichkeit der Entfaltung ihres menschlichen Potenzials bereits im Embryonalstadium geraubt. Es ist möglich, sie entsprechend zu „konditionieren“, weil Schwangerschaft abgeschafft ist; die Menschen werden fabrikmäßig in Flaschen ausgebrütet. Zum Beispiel wird dafür gesorgt, dass die Gehirne der Embryonen, die die unteren Kasten bilden sollen, weniger Sauerstoff erhalten, wodurch sie sich weniger ausbilden. Für höhere geistige oder andere Bedürfnisse entsteht somit erst gar nicht die Grundlage, sie gehen in ihrer geistlosen Arbeit, zum Beispiel am Fließband, auf; außerdem gibt es auch für sie Soma.
Und doch regt sich Widerstand in der schönen neuen Welt. Zu den Nonkonformisten gehören Helmholtz Holmes-Watson und vor allem Michel, der Wilde (1), der so genannt wird, weil er in einem Reservat aufgewachsen ist, in dem die Zivilisation nicht Einzug gehalten hat. Es handelt sich um ein Indianerreservat in Amerika, und Michel steht als unverdorbener Naturmensch in der Traditon der Gestalt des Edlen Wilden. Die beiden ekeln die geistig, charakterlich-moralisch und spirituell reduzierten Menschen. Im 15 Kapitel stören sie mit Gewalt die Verteilung von Soma, der euphorisierenden und einlullenden Droge an Bürger der schönen neuen Welt:

"Gefällt euch etwa euer Sklavendasein?“ rief der Wilde gerade, als die Freunde die Moribundenklinik betraten. Sein Gesicht glühte, seine Augen brannten vor Eifer und Entrüstung. „Wollt ihr Babys bleiben? Ja, greinende und sabbernde Babys“, ergänzte er, bis zur Grobheit gereizt durch die viehische Blödigkeit derer, die zu retten er gekommen war. Die Schimpfworte prallten an dem dicken Schildkrötenpanzer ihrer Stumpfsinnigkeit ab; mit dem ausdruckslosen Blick dumpfen, finsteren Grolls starrten sie ihn an. „Ja, sabbernde!“ schrie er. Trauer und Reue, Mitleid und Pflicht, all das war jetzt vergessen, aufgesogen von tiefem, überwältigendem Hass gegen diese untermenschlichen Ungeheuer. „Wollt ihr nicht freie, wirkliche Menschen sein? Wisst ihr denn nicht einmal, was Menschsein und Freiheit sind?“ Die Wut machte ihn beredsam, die Worte strömten ihm mühelos zu. „Nicht?“ wiederholte er, aber er erhielt keine Antwort. „Nun denn“, fuhr er grimmig fort, „ich will’s euch lehren, ich will euch befreien, ob ihr wollt oder nicht!“ Mit diesen Worten riss er ein Fenster auf, das auf den inneren Hof ging, und begann Händevoll Somaschachteln hinauszuwerfen.
(Übersetzung: Herberth E. Herlitschka)

Gewalt gegen Sachen verübten auch die Kaufhausbrandstifter Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Thorwald Proll und Horst Söhnlein. Sie ließen im April 1968 in den Frankfurter Kaufhäusern Schneider und Kaufhof Brandsätze explodieren.
Aggression gegen die Konsumkultur lag 67/68 in der Luft. Vor den Brandanschlägen in Frankfurt hatten Linksradikale in Berlin Flugblätter verteilt, die zu Kaufhausbrandstiftung aufforderten, um - so der Mitverfasser Teufel vor Gericht (2) - nicht nur gegen den Vietnamkrieg zu protestieren, sondern auch gegen die „Saturiertheit“ der Konsumenten, durch die sie moralisch abgestumpft bleiben und sich nicht über den Völkermord in Vietnam und andere Verbrechen des Kapitalismus und Imperialismus empören. „Warum brennst du, Konsument?“ fragt Flugblatt Nr 7 hämisch und antwortet: „Ein brennendes Kaufhaus mit brennenden Menschen vermittelte zum ersten Mal in einer europäischen Großstadt jenes knisternde Vietnamgefühl (dabeizusein und mitzubrennen)“ - vor Gericht verteidigte sich Langhans, das sei doch nur satirisch gemeint, eine Parodie der Reklamesprache (3) - das ist es auch, aber zugleich atmen solche Sätze Hass gegen die Konsumkultur. Als Satire, schwarzer Humor, Parodie von Reklamesprache hat sich - wohl auch den Autoren unbewusst – ihr tödlicher Hass getarnt, erfolgreich getarnt: das Gericht hat es ihnen abgenommen und sie freigesprochen. Dieser Hass, der die Berliner Flugblattschreiber und die Frankfurter Brandstifter antrieb, speiste sich aus der Verkümmerung des Menschen durch Konsum, aus seiner allseitigen Verkümmerung, nicht nur aus seiner moralischen Abstumpfung, auf die die Flugblatt-Akteure in ihrer Rechtfertigung den Schwerpunkt legten, sondern auch aus der verhinderten Entfaltung seiner künstlerischen, spirituellen, charakterlichen Potenziale, aus der Verkrüppelung seiner Urteilskraft, seines Gefühls- und Liebeslebens - glaubten doch die 68er, dass in jedem Menschen ein Künstler, ein Philosoph, ein edler Liebhaber, ein Wunder an sozialer Kompetenz steckt.
Die „Saturiertheit“ der Konsumenten, deren Lebenshunger - so die Analyse der Neuen Linken - durch Konsum als Ersatzbefriedigung (4) abgespeist wird, so dass sie wie die Insassen von Huxleys schöner neuer Welt Gefangene des Systems bleiben und alle ihre so großartig eingeschätzten menschlichen Möglichkeiten nicht entfalten, ja erst gar nicht entdecken.
Die Sogwirkung, die das westliche System durch Konsum, Manipulation, Verführung auf die Menschen ausübt, um sie in sich zu integrieren und sie zu funktionierenden Marionetten in der Arbeitswelt und zu passiven Konsumenten in ihrer Freizeit zu machen, diese Sogwirkung schätzten die 68er offenbar als übermächtig ein. „Wir fürchteten, vom System verdaut zu werden“, äußerte Baader (5), Kaufhausbrandstifter und Gründungsmitglied der RAF, und als Gleichnis für diese Befürchtung legte er einem Brief an einen inhaftierten Genossen einen ausgeschnittenen Zeitungsartikel bei, in dem es heißt: „In Langemarck, Westflandern, erstickte ein Arbeiter in Magermilchpulver“ (6).
Ekel löst die Zivilisation seit ihren Anfängen aus. In Russland beginnt die Verwestlichung mit den Reformen Peters des Großen, die das Land tiefgreifend verändern, aber noch jahrhundertelang ihren aufgezwungenen, aufoktroyierten Charakter behalten; die Mentalität der meisten Untertanen des Zaren bleibt konservativ, die russische Seele hält zäh an ihren Wurzeln fest. Die Urbanisierung prägt besonders die neue Hauptstadt Petersburg, wo in Gestalt eines bürokratischen Verwaltungsapparates ein bedeutendes Stück Zivilisation Einzug hält, zu dem auch die entprechenden Menschen gehören. Solch einen der ersten modernen Menschen in Russland beschreibt Nikolaj Gogol in seiner Erzählung Der Mantel. Akakij Akakiewitsch Baschmatschkin ist eine unbedeutende Arbeitskraft in einer Behörde. Seine Tätigkeit, die ausschließlich darin bsteht, amtliche Schriftstücke abzuschreiben - Kopiergeräte gab es damals ja noch nicht - , ist geistlos und monoton, aber er geht in ihr auf, sie versetzt ihn in eine dumpfe, infantile Zufriedenheit, so dass auf ihn wie auf die Epsilon-Halbidioten in Huxleys Brave New World Benns zynisches Diktum „Dumm sein und Arbeit haben - das ist das Glück!“ zutrifft. Akakij Akakiewitsch hat kein Liebesleben, kein Gefühlsleben, keine Freunde und weder intellektuelle noch spirituelle Interessen. Ersatz für die Liebe gibt ihm ein Konsumgut, ein neuer warmer Mantel, den er in dem eisigen Petersburger Klima auch dringend nötig hat, der aber mehr als nur ein Gebrauchsgegenstand für ihn ist. Der Mantel gibt ihm Wärme und Geborgenheit wie eine liebende Frau; ihn zu tragen bereitet ihm erotisch getönten Genuss - Konsum als Ersatzbefriedigung für nicht gelebte Liebe macht diesen Single zu einem der ersten Vertreter des modernen urbanen Menschen in der russischen Literatur. Reduziertes Menschsein als Folge der Verwestlichung muss den Russen Gogol beunruhigt und verstört haben. Deshalb verarbeitete er diesen Eindruck, natürlich grotesk überspitzt, in seiner Erzählung.
Davon verstört zu werden, ist auch dem 68er Bernd Rabehl widerfahren. In einem mit Enzensberger, Dutschke und Semler geführten Gespräch, in dem die Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft zu einem kommunistischen Paradies im Prinzip optimistisch ausgemalt wird, drängt sich plötzlich ein deprimierender Eindruck aus ihm heraus:

Aber nun noch eine andere Frage. Was machen wir mit den Bürokraten? Gerade die Berliner Bürokratie besteht zum großen Teil aus Frauen, aus verkrüppelten Frauen. Wer einmal durch die Gänge der Berliner Bürokratie gelaufen ist und dort diese frustrierten Frauen gesehen hat, der ist erschreckt. Die Bürokraten sind gar nicht so ohne weiteres in der Produktion verwendbar. Sie sind einfach derart in der Hörigkeit gefangen, dass sie gar nicht selbsttätig werden können. Ein Großteil der Bürokraten wird nach Westdeutschland emigrieren müssen.                            (Kursbuch 14 / August 1968, S. 166)

Dieser erschrockene Blick, in einer Behörde, in der Straßenbahn, im Wartezimmer beim Arzt, angesichts unserer verhärmten altjüngferlichen Frauen – Hand aufs Herz, wem von uns ist das noch nicht zugestoßen? Aber Bernd Rabehl und die anderen 68er hatten es besser als wir. Sie konnten dieses Verkümmerte noch dem gesellschaftlichen System anlasten und sich von dessen revolutionärer Überwindung Hoffnung auf Abhilfe machen.
Ekel und Hass ruft die Zivilisation hervor, seit es sie gibt. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus erzählt in seiner Biographie Agricola das Leben seines verstorbenen Schwiegervaters Gnaeus Julius Agricola. Es handelt sich nicht nur um eine ethno- und historiographische Schrift, sondern auch um eine Art Grab- oder Trostrede, die dem Verstorbenen ein ehrendes Andenken wahren will. So wird Agricola als vorbildlicher Römer dargestellt, der sich in seinen zivilen und militärischen Ämtern, auch als Feldherr und Statthalter in Britannien, wo er entscheidend an der Unterwerfung der keltischen Stämme mitwirkte, mustergültig bewährte. Doch wird die Tendenz zur Weißmalerei, die solch einer Schrift innewohnt, in einem entscheidenden Punkt gebrochen. Die Britannier, die unterworfen werden, schildert Tacitus nicht als finstere Barbaren, denen endlich die Segnungen der pax Romana zuteil werden, sondern als Edle Wilde, die von der Zivilisation korrumpiert werden:

Der folgende Winter wurde auf sehr zuträgliche Maßnahmen verwandt. Damit sich nämlich die zerstreut lebenden und rohen und deshalb zum Kriege neigenden Menschen durch Wohlleben an Ruhe und Muße gewöhnten, drängte er sie persönlich und half ihnen von Staats wegen, Tempel, Märkte und Häuser zu errichten, lobte dabei die Bereitwilligen und schalt die Trägen: So wirkte Ehrsucht und Wettstreit statt Zwang. Fürstensöhne ließ er sogar schon in den edleren Wissenschaften erziehen und gab dem Talent der Britannier vor dem Eifer der Gallier den Vorzug, so dass sie, die noch eben die römische Sprache abgelehnt hatten, nach der Kunst der Rede verlangten. Von jetzt an kam auch unsere Tracht in Ansehen, und häufig trug man die Toga. Allmählich verfiel man auch auf die Reize der Laster: auf Säulenhallen und Bäder und üppige Gelage. Und dergleichen galt den Unerfahrenen für feine Bildung, während es doch ein Stück Knechtschaft war.      (7)

Schon damals Zivilisationskritik, wie wir sie von den 68ern kennen! Das System korrumpiert die unverdorbenen Barbaren, indem es sie mit Luxus, die der Mensch gar nicht braucht, besticht: Säulenhallen, Bäder, üppige Gelage. So werden sie zu Gefangenen des Systems, was ihnen nicht einmal bewusst ist, so gut sind sie manipuliert: „Und dergleichen galt den Unerfahrenen für feine Bildung, während es doch ein Stück Knechtschaft war“. Aus Ekel an der eigenen Zivilisation bedauert Tacitus, dass Barbaren römisch werden, ja, in diesem Werk, das als Nachruf doch dem ehrenden Andenken eines Verstorbenen gewidmet ist und Pietät atmen soll, freut er sich sogar über Soldaten, die unter Agricola als Feldherr und Statthalter desertiert sind, und das nicht einmal nur andeutungsweise, sozusagen klammheimlich, sondern offen. Voller Anerkennung und Bewunderung berichtet er, dass (wohl zwangsweise) rekrutierte Angehörige des germanischen Stammes der Usipeter, die nach Britannien gebracht worden waren, um dort gegen die Aufständischen eingesetzt zu werden, römische Offiziere getötet, Schiffe gekapert und versucht haben, in ihre Heimat zurückzukehren.
Wie ist das eigentlich bei seinen zeitgenössischen Lesern angekommen? Dazu ist leider nichts überliefert, aber wäre es sehr abwegig, sich die Reaktion vieler römischer Leser so vorzustellen? Du verachtest unsere Zivilisation, die pax Romana, unsere literarische und rhetorische Bildung? Dann verzichte doch auf deine schöne Villa, die Thermen, das frische, hygienisch einwandfreie Trinkwasser, das unsere Aquädukte heranführen. Geh doch nach drüben! Leb unter den noch freien Britanniern in Caledonien oder den wilden Germanen, die du in deiner Germania so verherrlichst und uns als Vorbild hinstellst, das uns beschämen soll. Kleide dich in Felle, vergiss Körperpflege, vergiss Vergil, Horaz, Homer, leb nur für Familie und Krieg, geh auf im Stamm, vergiss deine Individualität!
Geh doch nach drüben! - das mussten sich auch die 68er anhören, die in Freiheit und Wohlstand des Westens lebten und doch den sozialistischen Ländern, sei es dem Ostblock, sei es China, den Vorzug gaben aus Ekel an der Konsumkultur - ja, die Sympathie oder zumindest Nachsicht, die viele 68er für die islamischen Feinde der USA und überhaupt des dekadenten Westens hegen bis hin zu rechtfertigendem Verständnis für den 11.9. - hat es nicht die gleichen Wurzeln wie Tacitus’ Bewunderung für die Barbaren?
Wie Tacitus mit den barbarischen Deserteuren, so sympathisierten die 68er mit schwarzen GIs, die Fahnenflucht begingen, um nicht im Kampf für die westlich-amerikanische Zivilisation in Vietnam eingesetzt zu werden, wo die „Amis“ ihr „Cocacolablut“ verspritzten - so formuliert im Flugblatt Nr 8 der Kommune I, das Warenhausbrandstiftung als Protest gegen den Vietnamkrieg empfiehlt. „Cocacolablut“ - korrumpiert bis ins Mark durch die Konsumkultur stellen sich die Verfasser die US-Amerikaner vor, so dass kein echtes Blut, sondern das künstliche Produkt Coca Cola, verächtliches Symbol für die US-Zivilisation, in ihren Adern kreist. Die Desertion der germanischen Edlen Wilden und der Schwarzen, die als Ausgebeutete und Unterdrückte noch nicht so intensiv wie die Weißen ins kapitalistische System mit seiner Konsumkultur integriert und von ihm korrumpiert sind, freut die Verächter der Zivilisation.

1) Helmholtz Watson und John, bzw. the Savage im Original

2) Rainer Langhans / Fritz Teufel: Klau mich (im Abschnitt Einlassung zur Sache / Teufel)

3) Rainer Langhans / Fritz Teufel: Klau mich (im Abschnitt Einlassung zur Sache / Langhans)

4) Dieser Begriff findet sich zum Beispiel in Ulrike Meinhofs Artikel Warenhausbrandstiftung in Konkret 14/1968. Den Waren, die in Kaufhäusern angeboten werden, schreibt sie eine derart korrumpierende Wirkung zu, dass selbst ihre Aneigung durch Plünderung, ausgelöst durch eine Brandstiftung, nicht zu begrüßen wäre:

“Die Waren dagegen, die Frankfurter aus Frankfurter Kaufhäusern wegschleppen könnten, wären kaum die, die sie wirklich brauchen.            ….
Bei einer Warenhausplünderung hierzulande würde nur der Bestand an Sachen in einigen Haushalten vergrößert, die ohnehin nur der Ersatzbefriedigung dienen, jener >private Mikrokosmos<. würde perfektioniert, über den einsam zu herrschen den einzelnen über die Bedingungen hinwegtrösten soll, unter denen er als gesellschaftlicher Produzent zu arbeiten gezwungen ist (André Gorz, Zur Strategie der Arbeiterbewegung im Neo-Kapitalismus, Frankfurt 1967). Jene kollektiven Bedürfnisse, die in reichen kapitalistischen Ländern eklatant unbefriedigt bleiben, würden davon nicht berührt, können durch Warenhausbrandstiftung nicht bewusst gemacht werden.“

5) Thorwald Proll / Daniel Dubbe: Wir kamen vom anderen Stern. Über 1968, Andreas Baader und ein Kaufhaus. 2003, S. 36

6) Thorwald Proll / Daniel Dubbe, a.a.O., S. 57

7) Tacitus: Agricola 21, Übersetzung: Robert Feger (zweisprachige Reclam-Ausgabe)

   
 
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